Diese Ausgabe der BWP beleuchtet unterschiedliche Aspekte der aktuell geführten Fachkräftedebatte: so u.a. zu der Frage, wie sich der Fachkräftebedarf im Kontext von Arbeitsmarkttrends und demografischen Entwicklungen verändert, ob und wie er sich auf die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe auswirkt und welche Trends im Ausbildungsverlauf von Jugendlichen und deren Übergang in Beschäftigung erkennbar sind. Einschätzungen zur Fachkräftedebatte gibt auch IAB-Direktor Professor Joachim Möller im BWP-Interview und fordert, dem Fachkräftemangel mit mehr Anstrengung in Bildung zu begegnen. Den Kommentar zum Heft widmet Professor Reinhold Weiß den Übergängen aus dem berufsbildenden in den tertiären Bildungsbereich. Um die Durchlässigkeit zu erhöhen sieht er noch Handlungsbedarf was die Transparenz der Zugänge, den Ausbau der berufsbegleitenden Studiengänge und die Beratungs- und Förderangebote betrifft. Weitere Themen der Ausgabe sind Fragen der Qualitätsentwicklung in der betrieblichen Ausbildung, die Ausbildung in Teilzeit sowie Verfahren und Qualitätsstandards für Kompetenzfeststellung und -entwicklung.
Zwischen der beruflichen Bildung und dem tertiären Bereich gibt es vielfältige Übergänge. Kaum Fortschritte hat es dagegen beim Zugang von Berufstätigen ohne formale Studienberechtigung gegeben. Gründe für diese Situation liegen zum Teil in mangelnder Transparenz der Zugänge bei den möglichen Adressaten wie den Hochschulen, fehlenden geeigneten Instrumenten für die Auswahlverfahren der Hochschulen und nicht zuletzt in der vorherrschenden Organisation des Studiums als Vollzeit- und Präsenzstudium. Der Ausbau berufsbegleitender Studienangebote sowie Aufstiegsstipendien wären ein "richtiger Schritt in die richtige Richtung" - so Prof. Weiß. Die Bundesregierung hat ein Programm angekündigt für die finanzielle Förderung eines Studiums für beruflich Begabte.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg verfolgt als Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit demografische Veränderungen sowie sich wandelnde Arbeitsmarkt- und Qualifikationsstrukturen. Auf dieser Grundlage gibt Prof. Dr. Joachim Möller, seit Oktober 2007 Direktor des IAB, Einschätzungen zur aktuell geführten Fachkräftedebatte,
Die Arbeitsmarkttrends von morgen haben gestern begonnen. Entwicklungen der Vergangenheit werden aufgegriffen und in die Zukunft projiziert. Dominanter Trend für das Angebot an Arbeitskräften ist die demografische Entwicklung. Auf der Bedarfsseite ist es in erster Linie die Wirtschaftsentwicklung. Aktuelle Arbeitsmarktprognosen sollen aufzeigen, welche Trends sich zur Zeit am wahrscheinlichsten, aber nicht unabwendbar für den Arbeitsmarkt abzeichnen. Sie sind ein Brennglas für politische Handlungsoptionen. Wo liegen aber die Möglichkeiten und Grenzen solcher Arbeitsmarktprojektionen?
Der Ausbildungsstellenmarkt wird zunehmend durch Veränderungen im Beschäftigungssystem bestimmt. Im Folgenden wird auf der Grundlage einer Betriebsbefragung untersucht, ob und in welcher Weise sich der steigende Fachkräftebedarf auf die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe auswirkt. Die hier präsentierten Befunde zeigen zwar deutliche Zusammenhänge zwischen den Einschätzungen der Betriebe zum künftigen Bedarf an Arbeitskräften und ihren konkreten Absichten, für das Ausbildungsjahr 2007/2008 Ausbildungsstellen anzubieten. Gleichzeitig belegen sie aber auch einen nicht unerheblichen Einfluss der bisherigen Einstellungspraxis in den Betrieben.
Die jüngeren Engpässe auf dem Lehrstellenmarkt verlangten vielen Jugendlichen Zugeständnisse ab. Nicht selten mussten sie auf den Wunschberuf verzichten, zum Teil auch auf eine schulische Berufsausbildung ausweichen. Welche Folgen hatte dies für ihren Ausbildungsverlauf? Führten sie ihre Ausbildung zu Ende oder brachen sie diese vorzeitig ab? Und welche Chancen des Übergangs in Beschäftigung hatten diejenigen, die anstelle einer betrieblichen Lehre eine schulische Berufsausbildung absolvierten? Auf Basis der BIBB-Übergangsstudie sollen hierauf Antworten gefunden werden.
Die Wege von Hauptschulabsolventinnen und -absolventen in eine Ausbildung differenzieren sich zunehmend aus. Nur einer Minderheit gelingt am Ende der Pflichtschulzeit der direkte Einstieg in die Berufsausbildung. Der größere Teil ist gezwungen, unterschiedliche Zwischenschritte zu gehen. Wie orientieren sie sich in dieser Situation? Welche Wege gehen sie? Welche dieser Wege sind erfolgreich? Und welche dieser Wege sind mit Risiken behaftet? Um Antworten auf diese Fragen zu suchen, werden seit März 2004 die Bildungs- und Ausbildungswege von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss in einer Längsschnittuntersuchung verfolgt. Für sie lassen sich die Übergänge aus der Schule in Ausbildung nachzeichnen.
Junge Akademiker und Akademikerinnen mit Migrationshintergrund stellen eine qualifizierte Gruppe junger Frauen und Männer dar, die sich auf dem hiesigen Stellenmarkt positionieren. In dem bundesweit angelegten Mentoringprogramm NetWork.21 erhalten sie beim Übergang vom Studium zum Beruf individuelle Begleitung. Der Beitrag stellt Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung vor.
Der wachsende Bedarf der Unternehmen an qualifizierten und praxiserfahrenen Nachwuchskräften stellt die Berufsausbildung vor neue Herausforderungen. Durch ein vermehrtes Angebot von anspruchsvollen Bildungsgängen, wie bspw. Ausbildungsangeboten mit Zusatzqualifikationen oder dualen Studiengängen, wird diesem steigenden Qualifizierungsbedarf begegnet.
Die Frage, ob Absolventen einer beruflichen Ausbildung später tatsächlich im erlernten Beruf beschäftigt sind, ist auf der Grundlage von Kennwerten amtlicher Statistik nur schwer zu beantworten. Eine differenzierte Einschätzung ist mit Hilfe einzelner Indikatoren der BIBB/BauA-Erwerbstätigenbefragung 2006 möglich. Dies wird am Beispiel der Ausbildung zum/r Friseur/-in veranschaulicht.
Das Thema Qualitätssicherung bestimmt wie kaum ein anderes die aktuelle Diskussion in der beruflichen Ausbildung. Es reicht von der Bedeutung gut ausgebildeter Fachkräfte für die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen bis hin zur Frage, was man mit ‚guter' Ausbildungsqualität verbindet. Je nach Handlungsebene treten dabei andere Fragen in den Vordergrund. Der Beitrag nimmt die betriebliche Handlungsebene in den Blick und untersucht die reale Situation der Qualitätssicherung in der betrieblichen Ausbildung. Daraus werden schlussfolgernd Handlungsansätze zur Verbesserung der Qualitätssicherung und -entwicklung in Klein- und Mittelbetrieben abgeleitet.
Mit der Reform des BBiG im Jahre 2005 ist in Paragraph 8 die Möglichkeit zur alltäglichen oder wöchentlichen Verkürzung der Ausbildungszeit verankert worden. Damit wird jungen Müttern und Vätern sowie jungen Menschen, die Angehörige pflegen, durch zeitliche Flexibilität der Weg in eine Berufsausbildung eröffnet. Die Umsetzung dieser neuen Möglichkeit verdeutlicht, dass aus dem ursprünglichen Thema "Berufsausbildung junger Mütter" das Thema "Vereinbarkeit von Berufsausbildung und Familie" geworden ist. Die vorliegenden Erfahrungen zeigen erfolgreiche Strategien, aber auch Probleme auf, für die weiterhin Lösungen gefunden werden müssen.
Verfahren und Instrumente zur Kompetenzfeststellung bieten vor allem in sogenannten Such- und Übergangsphasen - wie z. B. von der Schule in den Beruf - die Möglichkeit, personenbezogene Potenziale und Ressourcen sichtbar und für Entwicklungsprozesse nutzbar zu machen. Gleichzeitig können sie dazu beitragen, (Bildungs-)Risiken frühzeitig zu erkennen und eine Förderung präventiv einzuleiten. In der Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen sowie in der schulischen und außerschulischen Berufsvorbereitung sind in den letzten Jahren eine Vielzahl von unterschiedlichen Verfahren entstanden und eingesetzt worden. Fast unübersichtlich ist das Angebot an Kompetenzfeststellungsverfahren geworden. Es stellt sich die Frage, welche Verfahren zur Ermittlung der Kompetenzen wirklich geeignet sind. Im folgenden Beitrag werden verschiedene Verfahren und Kriterien für ihre Beurteilung vorgestellt.
Im Januar 2007 haben Bund und Länder die Erarbeitung eines bildungsbereichsübergreifenden Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) entschieden. Damit soll zunächst die Voraussetzung für die Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) auf nationaler Ebene geschaffen werden. In der BWP 2/2008 fasste Hermann Nehls die noch strittigen Punkte aus Arbeitnehmersicht bei der Ausgestaltung eines DQR zusammen. Für eine inhaltlich fundierte Diskussion zu den anstehenden Entwicklungsarbeiten sind entsprechend konkrete Vorschläge unerlässlich. Aus diesem Grund haben die Spitzenorganisationen der Deutschen Wirtschaft ihre Position zur Struktur und Funktion eines Deutschen Qualifikationsrahmens präzisiert.
Mit dem Urteil vom 13. März 2007 hat das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass ein Berufsausbildungsverhältnis mit Ablauf der vereinbarten Ausbildungszeit endet und sich nicht automatisch bis zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Ergebnisses der Abschlussprüfung verlängert, wenn diese erst später stattfindet.